Neujahrsansprache der Stadtpräsidentin: «Veränderungen können auch Chancen sein»

Barbara Thalmann

Am 2. Januar 2022 hätte auf dem Zeughaus-Areal der diesjährige Neujahrs-Apéro der Stadt Uster stattfinden sollte. Der Konjunktiv zeigt es bereits an: Wegen der verschärften Corona-Situation und der neuen Variante Omicron hat sich der Stadtrat kurz vor Jahresende dafür entschieden, den Apéro sicherheitshalber abzusagen. Damit die bereits geschriebene Rede unserer Stadtpräsidentin Barbara Thalmann aber nicht einfach im Papierkorb verschwindet, hier die nicht gehaltene Rede zum Nachlesen.

Liebe Ustermerinnen, liebe Ustermer,
liebe Besucherinnen, liebe Besucher

Herzlich willkommen zum Neujahrsempfang der Stadt Uster! Schön, sind Sie da! Schön, können wir uns heute in einem grösseren Kreis treffen und zusammen auf das neue Jahr anstossen! Uns allen ist klar: Selbstverständlich ist dies nicht. Die Pandemie hat uns gelernt, Regeln zu akzeptieren, von denen wir nie gedacht hätten, dass sie Teil von unserem Alltag werden.

Nur schon ein Blick ins Publikum zeigt, dass wir noch weit entfernt sind von unserem früheren Alltag. Vor mir sehe ich Leute mit Masken. Um uns herum hat es einen Zaun. Wir stehen auf öffentlichem Grund und mussten Kriterien erfüllen, um Zutritt zu bekommen. Verstehen sie mich nicht falsch: Es ist wichtig, dass wir die Pandemie-Regeln jederzeit einhalten. Jeder von uns will die Pandemie so rasch wie möglich hinter sich lassen. Dass wir uns dabei immer wieder auf Veränderungen einlassen müssen, kann anstrengend und mühsam sein.

Aber Veränderungen können auch Chancen sein. Und über diese will ich heute reden.  

Es ist zum ersten Mal, dass die Stadt Uster ihren traditionellen Neujahrsempfang auf dem Zeughausareal durchführt. Jahrelang waren wir im Stadthofsaal, dann im Stadtpark und heute sind wir hier auf dem Zeughausareal. Dem Stadtrat ist es ein Anliegen, dieses Areal der Bevölkerung näherzubringen, und wir wünschen uns, dass möglichst viele das Areal in ihr Herz schliessen. Wir wissen alle: Dieses Areal ist für die Entwicklung von Uster eine grosse Chance!

Im Juni hat das Stimmvolk den Projektierungskredit für das neue Kultur- und Begegnungszentrum mit rund 60 Prozent klar angenommen. Der Stadtrat hat sich über dieses deutliche Signal aus der Bevölkerung sehr gefreut. Für so ein grosses Projekt ist ein Rückhalt in der Bevölkerung zwingend!

Wir werden mit der Bevölkerung weiter an diesem Projekt zusammen-arbeiten. Die Planungsphase für das Kultur- und Begegnungszentrum ist jetzt lanciert. Wie schon in der Vergangenheit wird auch diese Phase von einer Echogruppe begleitet. Sie setzt sich zusammen aus Personen aus dem Gemeinderat, der Wirtschaft, der Kultur und der Bildung. Aber auch Mieterinnen und Nachbarn vom Areal sind Teil davon. Schon Ende Januar wird die Echogruppe ein erstes Mal zusammensitzen. Über das definitive Bauprojekt wird das Stimmvolk dann in circa zwei Jahren entscheiden. Ich hoffe natürlich, dass auch dieses Abstimmungsresultat ähnlich positiv ausfallen wird wie das letzte!

Nicht nur das Zeughausareal verändert sich. In den nächsten Jahren wird sich auch das Zentrum von Uster verändern. So jedenfalls wünscht es sich die Ustermer Bevölkerung. Im Sommer hat der Stadtrat die Bevölkerung und das Gewerbe eingeladen, sich am Projekt «Attraktives Stadtzentrum» zu beteiligen. Passanten, Interessierte, Politikerinnen und viele mehr konnten sagen, wie sie sich unser Stadtzentrum vorstellen. Das Projekt ist auf viel positive Resonanz gestossen. Dabei ist klar zum Ausdruck gekommen: Die Ustermer Bevölkerung wünscht sich ein Zentrum zum Verweilen und mit weniger Verkehr. Das heisst: Mehr Restaurants mit Sitzplätzen draussen in den Strassenräumen, mehr Spielmöglichkeiten, mehr Grün und mehr Platz für Fussgängerinnen und Fussgänger.

Für den Stadtrat sind diese Rückmeldungen nicht nur wichtige Inputs. Sie bestärken ihn auch in seiner «Strategie Uster 2030». Vor drei Jahren schon hat sich der Stadtrat nämlich für ein fussgängerfreundliches und attraktives Zentrum ausgesprochen. Und das Thema bleibt hochaktuell: In seiner letzten Sitzung vor den Weihnachtsferien hat sich der Stadtrat damit befasst, wie der Verkehr im Zentrum in Zukunft geführt und beruhigt werden soll. 2022 wird zu diesem Thema darum ein Parkraumkonzept erarbeitet.

Die Verlegung des Wochenmarktes vom Stadthausplatz in Post- und Gerichtsstrasse hat zu einer deutlichen Belebung des Zentrums geführt. Die Massnahme ist ein erster Mosaikstein, um das Zentrum attraktiver zu gestalten. Ein weiterer Mosaikstein ist der Samstagsmarkt. Seine Weiterführung ist vorerst auf zwei Jahre beschränkt. Wir wissen, dieses Angebot hat sich noch nicht zu einem allzu bekannten Publikumsmagnet entwickelt. Der Samstagsmarkt muss seine Bewährungsprobe erst noch bestehen. Aber ein relativ neues Angebot während der Pandemie zu etablieren, ist schwierig.

Schön wäre, wenn auch die Vereine den Samstagsmarkt als ihre eigene Plattform sehen und die Gelegenheit nutzen würden, sich zu präsentieren. Es würde mich freuen, wenn es uns gelingen würde, ein neues Angebot zu schaffen, das unserem Zentrum am Wochenende ein eigenes, unverwechselbares Gesicht gibt. Die erste Durchführung des Weihnachtsmarkts an diesem Ort hat uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Uster wird und soll sich weiter zu einer «Stadt für alle» entwickeln. Mit den Massnahmen zur Inklusion haben wir in Uster Massstäbe gesetzt, die über unsere Stadtgrenze hinaus strahlen. Andere Städte kommen zu uns, um von uns zu lernen. «Wie setzt ihr die Einfache Sprache in der Verwaltung um?» fragen sie uns. Oder: «Wie schafft ihr es, dass über eine Mitwirkung von allen nicht nur geredet wird, sondern, dass Minderheiten in einem Fachgremium wie «Partizipation Uster» tatsächlich auch mitgestalten können?»

Trotz oder auch gerade dank dem Erfolg mit dem Inklusionsprojekt kommt es auch in diesem Thema in Uster im Jahr 2022 zu einer Veränderung. 2021 ist das Projekt nach vier Jahren fristgemäss beendet worden. Unser Wille, sich weiterhin für die Inklusion einzusetzen, ist wegen dem aber nicht kleiner geworden - im Gegenteil. Wir wollen das Thema in unseren Alltag überführen und so für Nachhaltigkeit sorgen. Was mich dabei persönlich besonders freut: Der Gemeinderat hat sich in der Budgetdebatte dafür ausgesprochen, dass die Inklusions-massnahmen weitergeführt werden und hat dies mit einem zusätzlichen Kredit bekräftigt. Jetzt haben wir auch ein finanzielles Fundament, auf dem wir unsere Inklusionsmassnahmen aufbauen können!    

Einen wichtigen Beitrag zur Inklusion der gesamten Bevölkerung leistet die Stadt Uster auch mit ihren Integrationsangeboten. Seit letztem Januar stehen verschiedene Integrationsangebote unter städtischer Leitung. Es handelt sich um Angebot für Sozialhilfebeziehende, Asylsuchende und Flüchtlinge. Sie sind bekannt unter den Namen «al gusto», «Handwerk», «Deutschkurs», «Stellenbewerbung» oder «Stellenvermittlung». Alle Angebote haben das gleiche Ziel: Sie wollen Personen, die von der Stadt Uster unterstützt werden, in die Arbeitswelt von unserer Gesellschaft integrieren. Im letzten Jahr haben wir die Qualität dieser Angebote überprüfen lassen und zwar mit Hilfe von der einzigen fachspezifischen Qualitätsnorm für die Arbeitsintegration in der Schweiz. Das Resultat dieser Überprüfung war äusserst erfreulich. Das Qualitätszertifikat bestätigt, dass unsere Integrationsangebote hervorragende Arbeit leisten.

Einen Meilenstein haben wir letztes Jahr auch mit dem Ausbau der Tagesschulen erreicht. Sie wissen, Familienmodelle verändern sich. Umso wichtiger ist es, dass wir das Bildungsangebot auch den heutigen Bedürfnissen anpassen. Heutzutage ist es normal, dass beide Elternteile berufstätig sind und auch berufstätig sein wollen – egal ob Mann oder Frau. Dem Bedürfnis müssen wir mit entsprechenden Schulmodellen Rechnung tragen. Uster ist da an vorderster Front mit dabei. Schon im Jahr 2015 wurde die Tagesschule als Pilotprojekt lanciert. Es hat sich gezeigt, dass Eltern das neue Format schätzen. Und nach all den Jahren können wir jetzt auch sagen: Wer Familie und Beruf vereinbaren möchte, ist dankbar, wenn es in einer Gemeinde das Angebot von einer Tagesschule gibt.

Dass Uster mit seinem Bildungsangebot auch in Zukunft attraktiv bleiben soll, hat auch der Gemeinderat erkannt. Der Ausbau von der Tagesschule und die damit verbundenen Mehrkosten hat er im Frühling klar genehmigt. Ich glaube, das ist ein deutliches Zeichen von der Politik an die Bevölkerung: Man muss nicht nur bereit sein für Veränderungen, sondern man muss auch bereit sein, in sie zu investieren.

Ja, in was alles soll man investieren? Es ist klar, für Uster, wie auch für andere Gemeinden, sind und bleiben die grössten Herausforderungen die Finanzen. Die Einnahmeausfälle und Mehraufwendungen als Folge der Corona-Pandemie haben nicht zu einer Entspannung beigetragen. Zum Glück kann man aber sagen, dass die schlimmsten Szenarien diesbezüglich nicht eingetreten sind. Der Stadtrat hat deshalb dem Gemeinderat beantragt, die Globalkredite auf dem Niveau von 2020 zu lassen und keine weitere Steuererhöhung durchzuführen. Die Finanzzahlen bestätigen, dass der Stadtrat sorgsam und haushälterisch mit dem Geld umgeht. Die Pro-Kopf-Ausgaben gegenüber 2020 sind aufgrund vom Bevölkerungswachstum sogar um knapp 2 Prozent gesunken.

Bleiben wir attraktiv für alle! Und schauen, dass möglichst viel Geld von der Ustermer Bevölkerung auch in Uster bleibt. Ein bei weitem nicht nur symbolischer Schritt war die Lancierung des Uster-Batzens, verbunden mit der vom Stadtrat unterstützten Uster-Batzen-Aktion während der letztjährigen Corona-Pandemie. Das Bewusstsein der Bevölkerung gegenüber dem lokalen Gewerbe hat sich seither geschärft. Jede Person kennt den Uster-Batzen inzwischen und weiss, was er Uster bringt und dass er Uster guttut. Auch während den Feiertagen in den letzten Tagen haben grosse Uster-Batzen viele Läden verziert, und ich bin sicher, dass manch ein Uster-Batzen unter dem Weihnachtsbaum geklimpert hat! Ein wundervolles Geschenk, das die Beziehung der Bevölkerung zum lokalen Gewerbe verändert und stärkt!

Als eine ganz andere Art von Geschenk wird vermutlich von älteren Menschen und ihren Angehörigen das neue Angebot der Heime Uster wahrgenommen. Das neue Angebot mit dem Namen «Panorama» startet Mitte Januar und trägt auch einer gesellschaftlichen Veränderung Rechnung: Viele ältere Menschen möchten so lange wie möglich zuhause wohnen und nicht ihre letzten Lebensjahre in einem Heim verbringen. Trotzdem sind ein paar von ihnen aber auf eine Betreuung angewiesen, die oft von den Angehörigen erbracht wird. Damit diese zwischendurch auch entlastet werden, können Betagte jetzt neu auch nur einzelne Tage oder Nächte in den Heimen Uster verbringen. Das Angebot «Panorama» bietet den Gästen Abwechslung im Alltag, ermöglicht neue soziale Beziehungen und hilft, ihre vorhandenen Ressourcen zu stärken. Die Angehörigen können währenddessen neue Kräfte schöpfen und auch ein bisschen Zeit für sich selber haben.

Sie sehen, Uster ist tatsächlich eine «Stadt für alle» und das meine ich jetzt einmal weniger im klassischen Sinn von Inklusion, sondern ganz im Sinn der gesellschaftlichen Veränderungen: So wichtig Tagesschulen für Kinder mit berufstätigen Eltern sind, so wichtig sind auch alternative Betreuungsangebote für ältere Menschen. Es freut mich, dass wir in Uster für unsere Bevölkerung Angebote haben, die dem Bedürfnis jedes Alters entspricht! Es ist für mich auch ein Zeichen, das sich Uster entwickelt und dass wir eine Grösse erreicht haben, die es sich erlauben kann, solche Strukturen zu schaffen – und diese von der Bevölkerung zu Recht auch ein bisschen erwartet werden.

Nicht nur lokal, auch global verändert sich die Welt. Auf globale Phänomene müssen wir aber auch lokale Antworten finden. Ganz besonders, wenn es um den Klimawandel geht. Der Stadtrat hat seine Weichenstellung zu diesem Thema im letzten Februar im Massnahmenplan Klima vorgenommen. Dank einer neu geschaffenen Fachstelle für Nachhaltigkeit können wir das Jahr in Uster die Umsetzung dieses Massnahmenplans koordiniert vorantreiben.

Dass es Uster ernst meint mit seinen klima- und energiepolitischen Ziel, zeigt auch der Umweltartikel, der in der neuen Gemeindeordnung zu finden ist. Uster ist jetzt eine von wenigen Gemeinden in der Schweiz, die sich auch rechtlich verpflichtet, auf all die Veränderungen im Umweltbereich einzugehen, die uns noch bevorstehen.

Klarheit zeichnet sich nach jahrelanger Unsicherheit in Niederuster ab: Anfang Dezember ist der Neubau für ein Seerestaurant bewilligt worden. Die Stadt wird jetzt in diesem Jahr den Investor und künftigen Pächter des Restaurants suchen. Seit 2014 ist die Stadt Uster an diesem Projekt dran, zwei Stadtpräsidenten haben schon gehofft, das Gebäude einweihen zu können. Ich bin jetzt die Dritte in der Warteschleife, aber so gut wie diesmal hat es noch nie ausgesehen! Ich wage jetzt tatsächlich die Aussage, dass ich in meiner Amtszeit, sofern die Wahlen so verlaufen wie erhofft, das neue Seerestaurant werde einweihen können!

Bereits sichtbare Veränderungen haben sich letztes Jahr auf dem Sportareal Buchholz ergeben. Im Februar 2020 hat das Stimmvolk klar Ja gesagt zu einem 3-Millionen-Kredit, um die Fussball-Infrastruktur zu erweitern. Jetzt, nicht einmal zwei Jahre später, sind die beiden neuen Fussball-Kunstrasenfelder Anfang Dezember mit einem Plauschturnier offiziell eingeweiht worden. Den Härtetest hat die neue Infrastruktur bestanden. Das weiss ich aus eigener Erfahrung. Bei strömendem Regen, der kurz vor dem Match noch in Form von Schnee vom Himmel kam, haben vier Mitglieder des Stadtrates und ein paar Gemeinderäte die Qualität des Kunstrasens unter den widrigsten Umständen geprüft. Wir konnten unser Spiel tatsächlich ohne Rutschpartien absolvieren und haben den Platz ohne Rasenschäden verlassen! Das freut jedes Fussballerinnen-Herz!

Im letzten halben Jahr haben viele von Ihnen das Buchholz-Areal vermutlich aber nicht nur wegen der sportlichen Infrastruktur besucht, sondern, um sich impfen zu lassen. Dass die temporäre Dreifachturnhalle entgegen aller Pläne noch immer nicht abgebaut war, war ein unerwarteter Glücksfall. Die Stadt Uster konnte das Spital Uster so bei der Standortsuche für ein Impfzentrum optimal und äusserst speditiv unterstützen. Die Wandlung von der Turnhalle in eine Impfhalle verlief blitzschnell und war erst noch äusserst erfolgreich. Das Ustermer Impfzentrum wurde in einem Ranking schweizweit sogar als eines der trendigsten Impfzentren überhaupt bezeichnet! Tja, ich hoffe, dass sich Uster in Zukunft seine Lorbeeren als Trendsetter vielleicht auch noch bei einem anderen Thema holt, an das man sich lieber erinnern wird als an die Pandemie.

Wie sich die Pandemie verändern wird, das wissen wir alle nicht. Ich habe es am Anfang angesprochen: Die letzten zwei Jahre haben uns viel abverlangt. Und für manche waren die endlosen Veränderungen nicht nur mühsam oder anstrengend, sondern vielleicht sogar existenzbedrohend. Einige haben ihre liebsten und ihnen nahestehenden Personen verloren. Das ist tragisch und sehr traurig. Allen, die durch die Pandemie besonders stark getroffen wurden, wünsche ich von Herzen viel Kraft und Zuversicht im neuen Jahr.

Liebe Gäste, Sie sind jetzt lange hier gestanden und haben zugehört. Ich hoffe, Sie sind trotz allen erwähnten erschwerten Umstände gut und gesund ins neue Jahr gestartet. Im Namen vom ganzen Stadtrat wünsche ich Ihnen alles Gute für das Jahr 2022. Bleiben Sie gesund und verlieren wir alle die Hoffnung nicht, dass auch die Pandemie einmal ein Ende haben wird.

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