Ustertag – ein etwas verklärter Blick auf die Geschichte

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Einmal mehr wurde der Ustertag gefeiert. Einmal mehr in der reformierten Kirche mit einer würdigen Feier. Klammer auf: Martin Scholl’s Forderung nach einem neuen Generationenvertrag ist zu eng gedacht. Es muss sich vielmehr um einen neuen Gesellschaftsvertrag handeln; um Solidarität zwischen Alt und Jung und zwischen wirtschaftlich leistungsfähig und wirtschaftlich weniger leistungsfähig. Klammer zu.

Einmal mehr fand in der Landihalle in einer eher mässig feierlichen Atmosphäre ein Apéro für alle statt. Einmal mehr trennten sich anschliessend die geladenen Gäste und die übrige Bevölkerung. Die geladenen Gäste für die Nachfeier im feierlich geschmückten Stadthofsaal mit weissen Tischtüchern, Service und Gratisgetränken. Die übrige Bevölkerung ass an Festbänken mit Plastiktischtüchern und genoss Getränke gegen Bezahlung an der Selbstbedienungstheke. Eine Zweiklassengesellschaft kann man nicht besser darstellen.

Einmal mehr waren die Reden an der Nachfeier von unterschiedlicher Qualität. Und einmal mehr wurde der geschichtliche Kontext des Ustertags 1830 etwas verklärt dargestellt. Denn, dass damals soviele Leute nach Uster kamen, war der miserablen wirtschaftlichen Situation der Heimarbeiter geschuldet. Diese strömten nach Uster und bewirkten, dass die Forderung nach einem Webmaschinenverbot ins Memorial geschrieben wurde. Davon war einmal mehr an diesem Ustertag keine Rede. Ich hoffe, dass spätestens mit dem Weg der Demokratie und der kürzlich initiierten Aufarbeitung der Zürcher Oberländer Geschichte diesbezüglich Besserung eintritt.

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